Bandscheibenvorfälle sind keine Seltenheit. Menschen, die sitzende Tätigkeiten ausüben und kaum Zeit haben, sich zum Ausgleich regelmäßig zu bewegen, sind besonders gefährdet. Auch Stress im Beruf oder in der Familie erhöht das Risiko. Jedoch gibt es vielfältige geeignete Gegenmaßnahmen, die bei einem Bandscheibenvorfall in Betracht kommen.
Operationen nur im Notfall
Schulmediziner waren lange Zeit schnell mit einer Überweisung ins Krankenhaus zur Operation bei der Hand, wenn sie einen Bandscheibenvorfall diagnostiziert haben. Alternativmediziner, die etwa eine Ausbildung zum Heilpraktiker oder zum Osteopathen absolviert haben, warnen schon lange vor übereilten Eingriffen. Langsam gibt ihnen die Schulmedizin recht: Operiert werden sollte nur, wenn Lähmungserscheinungen auftreten oder das Rückenmark in Mitleidenschaft gezogen wird. Denn leider ist bei Operationen nicht gewährleistet, dass die Schmerzen im Anschluss daran dauerhaft verschwinden. Bei einigen Patienten kommt es sogar zu erneuten Vorfällen.
Genaue Diagnose nötig
Ärzte, Heilpraktiker und andere Mediziner sollten bei Patienten grundsätzlich genau nachforschen, welche Ursachen dem Bandscheibenvorfall zugrunde liegen. Wenn es beispielsweise Fehlstellungen oder -haltungen sind, die der Patient sich angewöhnt hat, muss er eine Therapie bekommen, in der er lernt, seine Haltung zu ändern. Auch sollte er seine Sitzmöbel zu Hause und auf der Arbeit überprüfen und sie gegebenenfalls gegen rückenfreundlichere Modelle austauschen. Liegt eine Erkrankung der inneren Organe vor, können auch diese den Bandscheibenvorfall ausgelöst haben. In einem solchen Fall ist es wichtig, diese Ersterkrankung zu kurieren, da sich der Bandscheibenvorfall sonst nicht von allein zurückbilden kann.
Erste Behandlung gegen die Schmerzen
Die Schmerzen bei einem Bandscheibenvorfall sind normalerweise sehr stark. Daher muss der Patient sich anfangs schonen, Bettruhe ist allerdings nicht nötig. Der behandelnde Mediziner verschreibt Schmerzmittel, damit der Betroffene sich nicht verkrampft, um die schmerzende Stelle zu entlasten. Verkrampfungen führen nämlich ihrerseits wieder zu Schmerzen und so entsteht ein Teufelskreis, aus dem der Leidende nicht selbst ausbrechen kann. Neben Medikamenten und Schonung helfen vor allem Wärmetherapien. Zu diesen zählen heiße Bäder, Wickel, Packungen und Wärmebestrahlungen. Diese Maßnahmen entspannen die Muskeln und nehmen den Druck von der schmerzenden Stelle. Auch Massagen werden von verschiedenen Patienten als wohltuend und lindernd empfunden.
Muskelkräftigung als Rehabilitationsmaßnahme
Wenn der erste Schmerz abgeklungen ist, sollten Patienten einen Physiotherapeuten aufsuchen. Dieser zeigt ihnen, wie sie ihre Rücken- und Bauchmuskulatur mit sanften Übungen so stärken können, dass die Muskeln sich wie ein stützendes Korsett um die Wirbelsäule legen. Viele der Übungen entstammen der Rückenschule und sind speziell auf diese Fälle zugeschnitten. Dies ist der wichtigste Teil der Behandlung. Die Patienten müssen sich die Übungen merken und Zeit ihres Lebens ein paar Minuten dafür aufwenden, wenn sie keinen erneuten Bandscheibenvorfall riskieren wollen. So wird aus der Nachsorge gleichzeitig auch die Vorsorge. Wie sehr ein starkes Muskelkorsett helfen kann, zeigt die Tatsache, dass Leistungssportler zwar häufig Bandscheibenvorfälle bekommen, oft aber keinerlei Beschwerden verspüren.
Der Ablauf der Behandlung
Wenn der Patient feststellt, dass er Lähmungserscheinungen hat, sollte er sich sofort mit seinem behandelnden Mediziner in Verbindung setzen. Nehmen die Lähmungserscheinungen zu, während die Schmerzen abnehmen, ist noch größere Eile geboten: Hier sterben meist Nervenzellen ab. Bei allen Fällen, in denen „nur“ starke Schmerzen auftreten, sollten drei Wochen lang die oben beschriebenen sanfteren Therapien durchgeführt werden. Erst, wenn sich nach dieser Zeit der Schmerz nicht gebessert hat oder der Beginn einer Lähmung auftritt, sollte eine Operation in Betracht gezogen werden. Je nach Art des Vorfalls entscheidet der Chirurg, ob er die minimalinvasive Technik anwenden kann. Bei diesem Verfahren wird nur unter lokaler Betäubung der Gallertkern der Bandscheibe teilweise zerstört. Dies nimmt den Druck von der schmerzenden Stelle, und die Bandscheibe hat die Chance, von selbst zurück zu rutschen. Bei der mikrochirurgischen Discektomie hingegen bekommt der Patient eine Vollnarkose und der Arzt entfernt die Bandscheibe zu Teilen oder auch ganz.