Suggestion – Kraftvolles Instrument oder Einbildung?
Das „autogene Training“, die „aus sich selbst geschaffene Entspannung“, beruht auf dem Prinzip der Autosuggestion. Entwickelt wurde es in den 1920er Jahren vom Berliner Nervenarzt Schultz auf Grundlage der Hypnose.
Heute ist die Methode anerkannt, weil ihre Wirkungen nicht von der Hand zu weisen sind. Unzählige Male sind sie nicht nur als Ergebnis von Versuchen mit Probanden dokumentiert, sondern als wichtige therapeutische Erfolge.
Autogenes Training beruht auf der Wirkung von Auto-Suggestion, der Fähigkeit des Menschen, erwünschte Zustände in den Körper „hinein abzubilden“ (sich einzubilden). Die Methode ist somit Einbildung und kraftvolles Instrument.
Das Erlernen
Der Mensch bedient sich des Programmcodes, über den er als einziges Lebewesen verfügt. Seine Sprache verbindet er mit der Kraft der Vorstellung. So visualisiert er unterstützende Bilder, während ihn das Wiederholen der Trainingsformeln allmählich aus dem Alltagsempfinden löst und in immer tiefere Regionen von Entspannung und Wohlbefinden geleitet. Wichtig sind Konzentration und die Bereitschaft loszulassen. Je früher ein Mensch damit beginnt, desto leichter wird es für ihn, Wirkung zu erfahren. Kinder sind bereits mit acht bis zehn Jahren in der Lage, den Anweisungen zu folgen. Wie bei allen Arten von Training ist Regelmäßigkeit von nicht zu unterschätzender Wirkung.
Ob diese Methode der Entspannung etwas für einen selbst ist, kann mit Hilfe eines Lernprogramms herausgefunden werden. In verschiedenen Audioformaten sind diese Kurse heute erhältlich. Um das AT effektiv zu erlernen, sollte man sich allerdings an einen Lehrer wenden. Volkshochschulen bieten Kurse für diese immer populärer werdende Entspannungstechnik an. Viele Krankenkassen bieten sogar kostenlose Kurse an. In akuten Fällen kann ebenfalls die Gebühr von der Versicherung übernommen werden, um Heil- und Genesungsprozesse zu unterstützen. Die Gruppenform des Unterrichts, meist sind acht bis zehn Schüler zusammengefasst, fördert zudem die sozialen Kontakte.
Anwendung
Bei den Kursen wird vermittelt, was der Ausführende später allein durchführt, um seinen eigenen inneren Weg der Entspannung zu beschreiten. Jede Übungseinheit beginnt mit der gleichen Grundformel: „Ich bin ruhig, die Gedanken kommen und gehen.“ In der Praxis sind drei Haltungen geeignet. Das Liegen, angelehntes Sitzen oder die Droschkenkutscherhaltung. Jeder sollte durch Übung seine favorisierte Haltung herausfinden. Zur besseren Konzentration bleiben die Augen geschlossen und alle Formeln der Autosuggestion werden ausschließlich still im Geist gesprochen.
Unterteilt wird das AT in drei Stufen. Die Grundstufe legt mit ihren sechs Übungen das Fundament, auf dem alle weiteren aufbauen. Gearbeitet wird hier mit der Schwere, der Wärme, dem Atem, dem Herz, dem Sonnengeflecht und der Stirn(kühle). Alle Bereiche sollten sicher internalisiert sein mit ihrer Absicht, den Übungen, Suggestionen und ihren Wirkungen, bevor die Anwendungen für Fortgeschrittene erlernt werden. In der Mittelstufe geht es um das Formulieren, Erlernen und Einüben persönlicher Mantras. Die suggestiven, im Entspannungszustand immer wiederholten Formeln sollen der Verbesserung der Lebensqualität dienen. Durch die Art und Weise der Anwendung wird das Unterbewusstsein für die eigenen Ziele programmiert. Dabei empfiehlt sich die Begleitung durch einen erfahrenen Therapeuten. Betrachtet man die Grundstufe als Fundament und die Mittelstufe als Gebäude, bildet die Oberstufe das Dach. Hier wird mit den wichtigsten Werten gearbeitet, denen wir uns als Menschen widmen können. Es geht um eine komplette Erfahrung des Seins. Die formelhaften, meditativen Intentionen müssen rasch in den tiefenentspannten Zustand eingebracht werden. Dafür müssen die Übungen der Grundstufe zwingend perfekt beherrscht werden. Ohne erfahrenen Therapeuten sollte sich jedoch niemand an diese Arbeit heranwagen.
Die Wirkung
Das AT wirkt tiefenentspannend und beeinflusst damit das vegetative Nervensystem, das dem Willen nicht zugänglich ist. Somit erzielt es positive Wirkung bei Atmung, Wasserhaushalt, Körperwärme und Blutkreislauf. Es vermindert und verhindert Stress. Damit wirkt es vorbeugend oder heilend bei Nervosität, innerer Anspannung, Schlafstörungen und anderem. Eine überaus angenehme „Nebenwirkung“ ist mehr Gelassenheit.
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